Jan Hofer

 

Fernsehen ist einfacher, wenn man ein Feindbild hat: Sonja Mikisch, Maxim Biller, Katrin Göring-Eckhardt.

Lange Zeit war es für uns Jan Hofer, doch zuletzt bekam unsere Abneigung Risse. Warum ? Schwer zu sagen.

Vielleicht hat seine Unersetzlichkeits-Aura gelitten. Etwas in der Art.

 

 Also, einen Sonntag Abend ohne Jan Hofer, das Kavalierstüchlein
im Ersten, das können wir uns gar nicht mehr vorstellen.
Es gibt den Sonntagabend ohne Obama und Merkel,
aber es gibt den Sonntagabend nicht ohne Jan Hofer.
Wie er bei der Fanfare, wenn die Kamera auf ihn zufährt,
schon sonntagabend-tagesschaumäßig dasteht,
in der nie gleichen Sonntagabend-Ausgehkleidung; wie er
Guten Abend, meine Damen und Herren, sagt, ich
begrüße Sie zur Tagesschau
mit seiner ernsten Jan Hofer
-Tagesschau-Stimme; wie er beim Terror in Paris
das Terrorgesicht aufsetzt und beim Hochwasser in Bangladesch
das Katastrophengesicht; dann der Block der mittleren
Nachrichten kommen, IWF und EZB und so, die wir
gleich wieder vergessen, weil das Jan Hofer-Gesicht
jetzt neutral ist und keinen Halt mehr bietet; wie er danach
unmerklich hinübersteuert zu den Ergebnissen
der Fußball-Bundesliga, noch immer
sehr ernst, aber nicht mehr so ernst wie in Paris;
wie sich endlich beim Wetter die Miene
entspannt und den Hauch eines Lächelns zeigt,
bevor er am Ende sein Tischlein-deck-dich-Studio
verlässt und noch kurz zu uns rumkommt, mit Beinen
und Hüfte und irgendwie menschlich,
das begeistert uns immer wieder.
Da halten wir den Atem an. Das ist wie Glockenläuten.
Wie Besuch aus dem Vatikan. Dem ARD-Vatikan halt.

 

Und wir fragen uns immer: Was macht die Rakers gerade, die Daubner,
der Jens Riewa, der Thorsten Schröder ? Wir werden es nie erfahren.