Lyrik


Herr und Hund am See

 

Der am Ufer des Bodensees mit seinem Hund Bruno spielende Martin Walser.
Nur die beiden, im Hintergrund der See, fotografiert von Armin Brosch
und abgedruckt in der ZEIT-Literaturbeilage.
Sie mögen sich, das erkennt man schnell, der Schriftsteller und sein Hund.
Der Hund holt, was der Autor in die Luft wirft, einen dicken Ast.
Der Hund geht bei Fuß, wenn er bei Fuß gehen soll,
und er bellt, wenn ihm danach ist, sonst nicht.
Der Hund ist der Hund, also kann der Mensch der Mensch sein.
Weiter ist dazu nichts zu sagen.
Auf dem letzten Foto ist Walser allein und guckt gleich viel trauriger.
Jetzt ist Walser nicht mehr Walser, sondern der Schriftsteller Martin Walser,
der von Armin Brosch fotografiert wird, wie er am Bodensee unterwegs ist.
Der Hund fehlt, und gleich wird aus dem Spaziergang eine Inszenierung,
wie für ein arte- oder 3sat-Porträt.
Ohne Hund ist der Prominente nur ein Prominenter, wie
ein Hund ein Hund ist und eine Kastanie eine Kastanie.
Der Hund macht das Foto unverwechselbar, nicht der Autor.
Denn der Hund ist der einzige, der nicht weiß, dass
Martin Walser, wie er so geht am Bodensee,
Martin Walser ist und ein neues Buch geschrieben hat,
das die FAZ wieder nicht mag, die SZ dagegen sehr  -
der Hund läuft ins Wasser wie er immer ins Wasser läuft.
Er weiß von nichts, das ist sein Vorteil.
Selbst wenn er es wüsste, würde er sichnicht anders verhalten. Keine Spur anders.
Er würde bei Fuß gehen, weil es für ihn nichts
Peinliches hat, bei Fuß zu gehen, und er
wird den Ast apportieren, weil er gelernt hat, dass ein
in die Luft geschleuderter Ast zu apportieren ist.
Für einen Hund ist ein Fototermin kein Fototermin.
Das zeichnet ihn aus vor allem anderen.

Dafür brauchen wir den Hund.