Blauer Kinderroller
Danke, dass das Ding wieder weg ist.
Ich konnte ja nicht mehr raus und nicht mehr rein.
Hatte, wenn ich vom Einkaufen heimkam,
Angst, dass er noch da sein könnte.
Und er war natürlich noch da.
Wie ein Fanal stand er da, wie ein Vorwurf.
Es tat so weh.
Also, bitte, das muss man verstehen.
Du kommst heim mit deinen Einkaufstüten
und da steht er !
Wie eine Wunde steht er da. (Ich weiß,
dass eine Wunde nicht stehen kann.)
Also, wie eine Wunde steht er da,
zwischen ihrer Wohnungstür und meiner Wohnungstür,
mit Aufklebern von Sponge Bob und den Minions
auf dem schmalen Trittbrett, den Lenker,
zur Seite eingeschlagen, wie man es macht,
wenn man wenig Zeit hat. Und Kinder
haben wenig Zeit.
Nie sah ich das Kind. Ich glaube,
es ist das Mädchen von der Polin nebenan.
Manchmal höre ich es.
Es hat eine krähende Stimme.
Eine Stimme, die sich erst noch
zurecht finden muss in der Welt.
Deshalb kräht sie.
Nie sah ich das Kind mit dem Roller fahren.
Das ist mir zum Glück erspart geblieben. Die Krähstimme,
die „Hallo, hallo “ kräht,
übermütig, wie Kinder sind, wenn
sie ein neues Wort gelernt haben
und es jedem vorführen wollen,
und das Füßchen, das sich vom Boden abstößt,
die ganze elende Rollerei.
Das hab ich zum Glück nie gesehen, musste
es mir aber vorstellen, weil das blöde Gerät
direkt vor meiner Türe stand.
Nun ist es wieder weg, Gottseidank.
Nun kann ich wieder Bücher lesen
und sinnlos im Netz surfen
und vergessen, dass es Kinder gibt
und Roller, gleich nebenan und überall.
Nur bei mir nicht.