Aus der Werkstatt

 

 Dichten, da wollen wir uns bitte nichts vormachen,

 ist auch nur eine Form des Schräg-Daherredens. Als habe

 Thomas Kling auf seiner Insel, als er noch lebte, gerade

 Das trunkene Schiff gelesen, um es dann mit einer Messerspitze

 Enigmatik, etwas Safran und Chili zu verrühren. Fertig ist, Banausen,

 hört her, das Gedicht. Der Rest ist Handwerk,

 also uninteressant. (Mein Optiker

 erzählt mir auch nicht, wie

 er seine Brillen macht.)

 Denn Handwerk ist was für ältere Herren

 mit weißen Schläfen, Strohhut und Kavalierstüchlein

 im Anzug. Das Kavalierstüchlein zeigt,

 dass sie nur noch physisch unter uns sind. Und

 es ist was für ältere Damen, die ihre finale Zeit

 in Gesellschaft älterer Herren verbringen wollen.

 Vor allem aber ist es was für die

 Frankfurter Anthologie, den VHS-Kurs in Gütersloh

 Literatur am Nachmittag und die anämischen

 Freunde im Elfenbeinturm, damit sie nicht

 an die frische Luft müssen und

 dabei von der Treppe fallen.

 

 Dass das im Lande keiner lesen will, im Zeitalter

 von Fack ju, Göhte 2, Twitter und Tinder

 (It´s like real life, but better),

 wundert uns nicht.