Aphorismen


Feierlicher Eingang, 1928
Feierlicher Eingang, 1928
  • Wenn die Mutter am Strand ihrem kleinen Sohn das Drachensteigen beibringen will, wird plötzlich klar, wie sehr der Vater fehlt.
  • Nietzsche sah Caspar David Friedrichs Gemälde „Wanderer über dem Wolkenmeer“ und dachte: „Das bin ich!“
  • Merkwürdig, aber eine Klasse mit lauter Mädchen ist weniger weiblich als eine Klasse, in der nur einige Mädchen sind.
  • Er wollte sterben, fand aber die PIN nicht.
  • Alle sind gut drauf, keiner ist wirklich witzig.
  • „Beste Grüße !“ Noch beim Grüßen müssen sie angeben.
  • Man kann in einen Menschen nicht hineinschauen, heißt es. Schon wahr, aber es schaut genügend heraus.
  • Nichts ist wahr ohne sein Gegenteil, heißt es bei Walser. Das gilt auch für diesen Satz.
  • Facebook ist ein Fortschritt. Früher hätte man in solchen Bekenntnis-Anfällen eine Fahne zum Fenster raushängen müssen.
  • Ich mag es, wenn Menschen im Alter gebückt daher kommen. Man sieht dann gleich, dass das Leben stärker war als sie.
  • Querdenker ist eine Tautologie. Denken geht nur quer. Alles andere ist Papageienart.
  • Motorrad fährt man, damit die Liebsten Angst um einen haben. Endlich ist man so wertvoll, wie man es schon immer sein wollte. Wer nicht Angst um einen hat, wenn man ein Motorrad besteigt, dem ist man gleichgültig. Motorrad fahren dient der Sympathie-Erzwingung. Das Gerede vom Sport ist nur ein Vorwand.
  •  „Ich lasse mich nicht belehren“, sagt der Dumme.
  • Mit welcher Naturverachtung manche Jogger unterwegs sind.
  • Wer mich nicht verletzt: Wie viel Wahrheit verschweigt er mir?
  • Man merkt Menschen ziemlich schnell an, welche Bücher sie nicht gelesen haben.
  • Stottern sagt mehr über die Zuhörer aus als über den Stotterer selbst.
  • Verlieren ist peinlich. Gewinnen auch.
  • Ich liebe dich. - Sei nicht so übergriffig.
  • Bei einem Umzug kommt einem das ganze Leben entgegen.
  • Sie können meine Sachen gerne auch per App nicht lesen.
  • Wenn ich was sicher nicht tun will, schreib ich es auf die To-do-Liste. Da ist es begraben für alle Zeiten.
  • Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt man. Tatsächlich liegt alles im Auge des Betrachters, alles. Von der Dummheit über die Hässlichkeit bis zur Begeisterung. Mit unserem Blick erschaffen wir die Welt neu !
  • Wenn mich einer entwaffnen will, muss er nur schlafen oder spielen oder essen. Auch tagträumend auf einer Bank am See sitzen, geht. Dann kann ich ihm nicht mehr gram sein.
  • Jede Verallgemeinerung ist falsch. Auch diese.
  • Am Horizont erscheint eine Frau. Das muss die Erlöserin sein.
  • Trotz ist Wut, die sich nicht traut.
  • Alt sein, heißt: Die Party ist vorbei, aber man bleibt noch ein bisschen.
  • Der beste Datenschutz ist die Bedeutungslosigkeit. Keiner ist so gefährdet wie die - hoho - hohen Amts- und Würdenträger, keiner so sicher wie Hinz & Kunz. Nur wer herausragt, wird belauscht, gestalkt, geshitstormt. Ein Akt der Gerechtigkeit, wenn man so will.
  • In jedem Schutzengel steckt auch ein kleiner Racheengel.
  • Wenn jemand viel Kaffee trinkt, denke ich automatisch: Aha, er weiß auch nicht weiter. 
  • Wenn ich einen Roman über das Alter schreiben würde, hätte er den Titel "Im Abklingbecken".
  • Eigentlich braucht man zwei Wohnungen: Eine zum Sauberhalten und Aufräumen und eine zum Wohnen.
  • Das Asperger-Syndrom oder: Wie man krank sein muss, um genau zu sein.
  • In Notsituationen: Die Einen helfen, die Anderen geben Ratschläge.
  • Letztlich geht es nur darum: Wer weint an wessen Grab ?