
"Ich heiße Erik Satie wie alle anderen auch."
Wer sich so vorstellt, macht deutlich, dass er ziemlich einmalig sein möchte. Und genauso war Erik Satie (1866-1925), der wundersame, kauzige Komponist ja auch: anarchisch-einzelgängerisch, avantgardistisch-minimalistisch, witzig-versponnen, ein Clown, ein Klavierzauberer, ein sanfter Rebell gegen Konventionen und (akademische) Kompositionen.
"Jeder wird Ihnen sagen, ich sei kein Musiker. Das stimmt." So Satie über Satie. Was freilich auch wieder nur die halbe Wahrheit war. Die andere halbe entsprang seinem Bedürfnis nach Ironie, Selbstironie und Camouflage. Mit jeder Auskunft über sich und sein Werk wollte dieser scheue Künstler vor allem eins: sich verbergen.
Das reale Leben meinte es nämlich gar nicht so gut mit ihm: Seinen (armseligen) Lebensunterhalt verdiente er sich als Pianist im literarischen Café Le Chat Noir; daneben tat er sich als Alkoholiker, Messie, Freund von Debussy und Cocteau und Widersacher von Richard Wagner hervor (wahrscheinlich wegen dessen furchtbarem Ernst). Er schrieb Titel wie Trink deine Schokolade nicht mit den Fingern, Drei Stücke in Birnenform, Klavier-Quälereien, Der Träger großer Steine oder Wahrhaft schlaffe Präludien für einen Hund. Dada ließ grüßen, lange bevor Dada dann selbst auf der Bildfläche erschien. Unentbehrlich, sei dieser Satie, meinte John Cage, der andere große Neudenker von Musik.
Und Satie ist ja keineswegs tot. Der 150. Geburtstag am 17. Mai bietet Gelegenheit, sich davon zu überzeugen. Eine Formation, die das Gedenken an ihn wach hält, sind die Sonoren Wandbehänge. Das sind fünf junge Musiker aus Dresden und Berlin, die eine CD im Geiste Saties aufgenommen haben (Titel: Jenen gewidmet, die uns nicht mögen) und damit 2014 gleich den eco-Preis der BASF (das könnte ein Satie-Titel sein !) für die beste Interpretation zeitgenössischer Musik gewonnen haben. Das ist eine jazzig-melodische Einspielung mit Lust am Albernen und Abseitigen, die dem Jubilar neue Fans und Freunde gewinnt. Leicht, aber nicht seicht, ist das Motto dieses Geburtstagsständchens, das zeigt, wie ein musikalisches Fossil immer moderner wird. (www.sonorewandbehaenge.de)
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