Die fragen, die gehen.

Es war die Klarakirche in Nürnberg. Jo Seuss und ich lasen aus unserem Buch "111 Orte in Nürnberg, die man gesehen haben muss". Zur Pause hatten wir die Kirche, anfangs gut gefüllt, nahezu leer gelesen. Immer wieder standen Leute auf und gingen. Ein Grund hätte sein können, dass die Offene Kirche St. Klara, wie sie sich offiziell nennt, im allgemeinen eher Konzerte im Programm hat, sehr attraktive übrigens, und Musik hatten wir nicht zu bieten, nicht bei dieser Lesung.

 

Und dennoch: Interessant wäre es schon gewesen zu erfahren, warum so viele aufstanden und gingen. Sie hätten uns wohl einiges verraten können über die Schwächen unserer Texte. Über unsere Art zu lesen. Über die Auswahl der Orte. Vielleicht zur "111 Orte"-Reihe insgesamt.

 

Da wir sie aber nicht gefragt haben, sind sie gegangen und haben ihre Eindrücke mitgenommen. Das ist schade, denn in einem Biotop sich überschlagender Erfolgsmeldungen und Super-Super-Events (voll krass), wo alle alle loben und nichts tabu ist außer der Wahrheit, könnten die Einsichten derer, die sich verabschieden, die nützlichsten und wertvollsten sein. Beim Club, im Sterne-Restaurant, im Film "Die Wolken über Sils Maria", beim immer abgefahreneren "Tatort", im Nürnberger Staatstheater, im Konzert, bei Ausstellungen: Man sollte die fragen, die gehen. Sie sind die Datenträger, die uns weiterhelfen können. Nicht immer, aber oft.

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