Die Witze des Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk, das ist natürlich immer auch die Frage: Sagt er nun was zu Merkel und Münkler und den offenen Grenzen ? Nach dem Wellen schlagenden Cicero-Interview kam Münklers schneidende Kritik. Subkomplex, habe Sloterdijk argumentiert, sagte Münkler und das war so vernichtend gemeint, wie es gesagt wurde. Anschließend wurden von hoher Politologen-Warte all jene zurecht gewiesen, die nicht glauben wollen, dass Merkels Politik der Grenzöffnung der Weisheit letzter Schluss sei. Was Münkler in seiner nicht weniger subkomplexen Sicht überhaupt nicht interessierte: Die Interessen der deutschen Binnenbevölkerung und ihre möglicherweise verletzten Rechte. Andere sehen das anders. So räumen die ehemaligen Verfassungsrechtler Udo di Fabio und Hans-Jürgen Papier einer Klage gegen die Kanzlerin gute Chancen auf Erfolg ein.

 

Vor allem aber geht man mit der Frage zu Sloterdijk: Hat er die Haare schön ? (Das ist nicht so weit hergeholt, wie es scheinen mag. In seinem Tagebuch "Zeilen und Tage" erzählt er von einem Podiumsgespräch in Paris, bei dem er von einer Lady mit Blick auf seine Haare gefragt wurde, ob sein Friseur denn im Gefängnis sei. Zusammen mit dem Seelöwenschnauzer sieht er eben immer aus, als ob er im Freien übernachten würde, zumal er an seiner Sympathie für Diogenes keinen Zweifel lässt.)

 

In München freilich, im proppenvollen Literaturhaus, präsentierte sich der Philosoph tadellos gekämmt, während der Schnauzer ihm zu werden scheint, was Walser die Augenbrauen sind. Er legt gewaltig zu und wird zu einem veritablen Versteck für was-auch-immer. Da Sloterdijk zudem das Mikrofon oft Mikrofon sein ließ und statt seiner in die üppige Bartpracht sprach, beschwerte sich der Saal immer wieder, der Mann sei schwer zu verstehen. Womit nicht seine Ausführungen gemeint waren, sondern die allzu großzügige Distanz zum Mikro.

 

Nun, Sloterdijk sagte nichts zu Münkler (das tut er in der aktuellen ZEIT), er sagte auch nichts zu Merkel, er stellte vielmehr im lockeren Pingpong mit Moderator Manfred Osten sein gerade erschienenes Buch "Was geschah im 20. Jahrhundert ?" vor. Nach den Auszügen an diesem Abend zu schließen ist es wieder ein typischer Sloterdijk: scharfsinnig, zeitdiagnostisch, mit begrifflichen Ungetümen jonglierend, witzig, polemisch. So wenn er die Koran-Vision der 72 Jungfrauen im Jenseits lässig als "Transzendental-Pornografie" bezeichnet und fragt, "ob das mit der sexuellen Aufgeregtheit" nie ein Ende nehmen werde.

 

Kurzum: Es wurde viel gelacht an diesem Abend, einiges durchdacht und kaum ein Thema seit Aristoteles nicht wenigstens gestreift. Münkler hätte sicher alles subkomplex gefunden, aber das ist sein Problem. Wir finden immer noch, dass der Mann für die big points Sloterdijk ist. Rein philosophisch gesehen natürlich.

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