Das "Pech" des Holger Badstuber

Das ist alles natürlich sehr rührend: Pep Guardiola trägt ein T-shirt mit der Aufschrift "Wir sind bei dir, du schaffst es wieder". Die Fans rufen Badstubers Namen, bis diesem fast die Tränen kommen. Und Bundestrainer Yogi Löw spricht aus, was alle fühlen: "Das ist sehr bitter, er war auf einem so guten Weg."

 

Das war er zweifellos. Und dann das: Er bricht sich das Sprunggelenk. Beim Training, ohne Einwirkung des Gegners. Nachdem er zuvor zwei Kreuzbandrisse erlitten hat, einen Sehnenriss und einen Oberschenkelmuskelriss.

Badstuber, der Ewig-Verletzte. Der vom Pech Verfolgte. Der Unglücksrabe. So sieht es der Münchner Boulevard. So sehen es alle. Die Fans, der KICKER, die SZ, der Vereinsarzt, der nicht mehr Müller-Wohlfahrt heißt, Hitzkopf Sammer, der sonst alles besser weiß; Pep, der Trainer, der gerne den Eindruck erweckt, auch übers Wasser wandeln zu können; Rummenigge, der Präsident. Nichts vereint so sehr wie die Ignoranz.

 

Da darf man vielleicht doch mal fragen: Glaubt das irgendwer im Ernst, den Quatsch mit dem "Pech" ? Mal ehrlich, Freunde, aber das ist doch 19. Jahrhundert ! Einem Welt-Verein, wie es der FC Bayern gerne wäre, etwas unwürdig oder ? Irgendeiner aus der medizinischen Abteilung dürfte schon mal den Verdacht äußern, dass da irgendwas nicht stimmt, sei es im Betriebsklima des FC Bayern, sei es im Haifischbecken Bundesliga insgesamt. Das ist ja kein Zuckerschlecken, sondern Stress hoch zehn.

 

Und wenn das ein sensibilitätsbegabter Spieler wie Badstuber nicht erträgt, dann tritt er eben lieber mal in den Rasen, bis was reißt oder knackt oder bricht. Natürlich nicht bewusst, eher aus einem diffusen, ihm selbst nicht zugänglichen Motiv heraus. Einfach, um mal wieder seine Ruhe zu haben. Krankheitsgewinn heißt das bei Freud. Soll gar nicht so selten sein.

 

Ein Mannschaftsarzt, der sich in Psychologie auskennt, dürfte das einem Spieler auch mal sagen. Leider wird das nicht passieren. Deshalb muss sich Holger Badstuber immer wieder das Sprunggelenk brechen. Und dann dürfen alle wieder bass erstaunt sein, ihn bedauern und solange vom "Pech" reden, bis sie es selber glauben.

 

 

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